Carbonstahl brünieren, ätzen, schwärzen – So gehts
- Von Dominic Groblewski
- Zuletzt aktualisiert: November 24, 2022
In diesem Artikel erkläre ich, wie Sie Carbon-Klingen brünieren, welche Methoden und Hausmittel besonders wirksam sind und worauf Sie achten müssen, damit Sie das gewünschte Ergebnis erhalten.
Inhaltsverzeichnis
Warum eine künstliche Patina erzeugen?
Eine Patina ist nicht nur schick, sondern hat viele Vorteile. Dabei ist wohl der größte Vorteil, dass Carbon-Messer mit einer Brünierung nicht mehr so anfällig gegen Rost sind. Man kann Kohlenstoffstahl mit einer Brünierung zwar nicht rostfrei, aber teilweise deutlich resistenter gegen Rost und äußere Einflüsse machen.
Eine Patina formt sich zwar auch auf natürliche Weise bei normaler Verwendung, allerdings dauert es sehr lange, bis sich eine flächendeckende Patina gebildet hat. Daher ist es vorteilhaft, neue Messer aus Kohlenstoffstahl direkt mit einer künstlich erzeugten Patina zu versehen.
Wie funktioniert das Brünieren?
Das Brünieren ist relativ einfach. Im Prinzip können sie jede Säure zum erzeugen einer künstlichen Patina verwenden. Sie können beispielsweise folgende Säuren verwenden:
- Äpfel/Apfelsaft
- Kartoffeln (Klinge in die Kartoffel stecken und über Nacht stehen lassen, ggf. mehrere Kartoffeln aneinanderreihen)
- Zwiebeln (Klinge in die Zwiebel stecken und über Nacht stehen lassen, ggf mehrere Zwiebeln aneinanderreihen)
- Cola
- Gurkenwasser
Allerdings wirkt nicht jede Säure gleich gut und auch nicht jede Säure schwärzt die Klinge, wie es häufig gewünscht wird. Wer einfach nur eine Patina haben will, kann jedes der oben genannten Mittel verwenden.
Damit das Brünieren problemlos gelingt, habe ich eine ausführliche Anleitung erstellt, wie man genau vorgeht und welche Säuren am besten geeignet sind.
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Vor dem Brünieren
1. Patina entfernen (falls vorhanden)
Für eine schöne gleichmäßige Patina,, sollte zuerst die alte Patina entfernt. Wie die Patina am besten entfernt wird, habe ich in diesem Artikel beschrieben.
Wer sich nicht den ganzen Artikel durchlesen will, dem kann ich zum Entfernen der Patina zwei Hilfsmittel empfehlen. Einmal Bar Keepers Friend* oder Mothers Mag & Aluminum Polish*. Die Mothers Politur wirkt zwar besser und eignet sich hervorragend zum Polieren von Autoteilen, aber ich habe in meinen Versuchen Bar Keepers Friend verwendet, da Bar Keepers Friend biologisch abbaubar und außerdem sehr vielseitig ist.
Als zweites habe ich einen Rostradierer verwendet. Jeder beliebige Rostradierer kann verwendet werden. Ich habe mich nach gründlicher Recherche für den Super Eraser @Amazon @ebay entschieden. Dieser entfernt die letzten Reste der Patina, die die chemischen Reiniger nicht schaffen und lässt die Klinge (fast) wieder wie neu aussehen. Preis- Leistungsmäßig ist der Super Eraser auch sehr gut, da er mit 8 cm Länge sehr groß ist und sehr lange hält.
2. Klinge mit Lösungsmittel säubern
Ist die Patina entfernt, säubern sie die Klinge gründlich mit Alkohol. Zum Reinigen eignet sich beispielsweise Isopropylalkohol, Waschbenzin, Aceton, Nagellackentferner mit Aceton, Bremsenreiniger oder jedes andere Lösungsmittel. Dieser Schritt ist wichtig, damit beispielsweise Ölreste oder Fingerabdrücke vollständig entfernt werden. Selbst wenn die Klinge mit bloßem Auge sauber aussieht, werden fettige Rückstände erst nach dem Brünieren sichtbar.
3. Griff schützen
Dies ist besonders wichtig bei Holzgriffen, da sie sehr empfindlich auf Feuchtigkeit und Säuren reagieren. Kunststoffgriffe sind zwar bei leichten Säuren nicht so empfindlich, sollten aber bei teuren Messern dennoch vorsichtshalber abgeklebt bzw. geschützt werden.
Bei einigen Outdoormessern können sie den Griff abmontieren. Wenn dies möglich ist, sollten sie dies auf jeden Fall tun.
So funktioniert das Brünieren
Das Brünieren funktioniert im Prinzip immer gleich. Sie benötigen einen Behälter, in dem die Säure aufbewahrt wird. Dazu reicht bei kleineren Messern oftmals ein Glas oder eine Tasse. Bei größeren Messern können sie beispielsweise eine Plastikflasche mit abgeschnittenem Flaschenhals nehmen. Bei heißen Flüssigkeiten verwendet sie stattdessen ein ausreichend hohes Glas- oder Edelstahlgefäß.
Hitze verschnellert den Prozess zwar deutlich, ist aber nicht unbedingt notwendig. D.h. wenn sie die Möglichkeit haben die Flüssigkeit zu erhitzen, können sie dies tun, ansonsten dauert es lediglich etwas länger.
Je nach Säure bleibt die Klinge entweder mehrere Minuten, bis hin zu mehreren Stunden in der Flüssigkeit. Oftmals ist die Klinge nach dem Herausnehmen sehr dunkel und wird beim Abwaschen und Abwischen wieder heller (und auch ungleichmäßig). Geht nach dem Abwaschen zu viel Patina ab, müssen sie die Klinge erneut brünieren und ggf. mehrmals wiederholen.
Anleitung
Kalt brünieren
- Beliebigen Flüssigkeitsbehälter nehmen, am besten wo das Messer aufrecht stehen kann (Glas, Flasche, Plastikbecher etc.
- Die mit Lösungsmittel gereinigte Klinge in den Behälter geben
- Den Behälter mit der Säure füllen, bis die Klinge vollständig bedeckt ist
- 3-5 Stunden warten (ggf. auch länger)
- Das Messer danach mit Wasser reinigen
- Wird beim Reinigen zu viel von der Patina entfernt, wiederholen sie Schritt 4 einige Male, bis die Patina nicht mehr abgeht. In der Regel reichen 2-3 Durchgänge
- Das Messer gut abtrocknen und ggf. mit Ballistol, Kamelienöl* oder Pflanzenöl einölen
Heiß brünieren
- Einen für heiße Flüssigkeiten geeigneten Behälter (Glas oder Edelstahl)
- Die mit Lösungsmittel gereinigte Klinge in den Behälter geben
- Die Flüssigkeit auf 70-90° erhitzen und in den Behälter füllen, bis die Klinge vollständig bedeckt ist
- Die Klinge je nach der unten genannten Einwirkzeit in der Flüssigkeit lassen
- Das Messer herausnehmen und mit Wasser reinigen
- Schritt 3-5 bei Bedarf mehrmals wiederholen, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird
- Das Messer gut abtrocknen und mit Ballistol, Kamelienöl* oder Pflanzenöl einreiben
Hausmittel
Essig
Das Brünieren mit Essig ist wohl die bekannteste Methode, um eine künstliche Patina zu erzeugen. Essig ist günstig, leicht erhältlich und liefert gute Ergebnisse. Man kann im Prinzip mit jedem Essig brünieren, egal ob Apfelessig, weißem Essig, destilliertem Essig oder Essig Essenz. Naturtrüber Apfelessig ist jedoch ungefiltert und enthält Schwebstoffe, die das Ergebnis beeinflussen können. Daher ist es besser, wenn sie gefilterten klaren Essig verwenden.
Wird die Patina ungleichmäßig und nicht flächendeckend, dann hilft es, wenn sie den Essig mit Wasser mischen. Bei normalem 5%igem Essig nehmen sie 1 Teil Essig und 1 Teil Wasser. Dadurch erhält man eine 2,5%ige Lösung. Bei 25%iger Essigessenz verwenden sie ein Mischverhältnis von 1 : 10 (1 Teil Essigessenz und 9 Teile Wasser)
Meine Erfahrung mit Essig
In meinem Test, habe ich mit kalter Essig Essenz brüniert. Die Klinge wurde ziemlich schnell dunkel, allerdings nicht so gleichmäßig wie ich es mir erhofft habe. Teilweise lag die Ungleichmäßigkeit auch am Metall des Messers, da ich ein paar Stellen hatte, die einfach nicht gleichmäßig geschwärzt wurden, egal womit ich brüniert habe.
Ich habe die Klinge 6-7 Stunden in der verdünnten Essig Essenz gelassen. Ich habe das Mischverhältnis 1 : 10 (1 Teil Essig Essenz, 9 Teile Wasser) zum Brünieren verwendet. Man kann außerdem gut sehen, dass am Übergang etwas Flugrost entstanden ist, den ich aber ziemlich schnell entfernen konnte.
Einen ausführlichen Artikel wie sie Rost schnell, einfach und effektiv entfernen, habe ich hier geschrieben.
- gute Ergebnisse, wenn auch nicht immer gleichmäßig
- schwärzt Klinge
- kurze bis mittlere Einwirkzeit (heißer Essig: 10-15 min pro Durchgang, kalter Essig: einmalig 2-6 Stunden)
Orangensaft
Orangensaft wird relativ selten zum Erzeugen einer Patina verwendet, liefert aber trotzdem gute Ergebnisse. Logischerweise kann das Ergebnis, je nach Messer und Orangensaft schwanken, dennoch ist Orangensaft einen Versuch wert. Sie können dazu jeden Orangensaft verwenden, der keine weiteren Zutaten beinhaltet. Da die Säure relativ schwach ist, muss die Klinge mindestens 5-6 Stunden im Orangensaft liegen. Danach sollte die Patina schön dunkel und gleichmäßig sein.
Meine Erfahrung mit Orangensaft
Das Schwärzen mit Orangensaft hat mich überrascht. Ich habe vor dem Versuch geglaubt, Essig oder Bier würde die beste Patina erzeugen. Allerdings hat mir die Patina des Orangensaftes am besten gefallen. Sie war sehr dunkel und am gleichmäßigsten von allen meinen Tests.
Zum Brünieren habe ich Orangensaft aus Orangensaftkonzentrat verwendet, ohne weitere Zutaten.
Wie sie oben beim Essig sehen können, habe ich anfangs die ganze Klinge geschwärzt. Danach habe ich nur noch die halbe Klinge geschwärzt, da es weniger Arbeit beim Reinigen ist.
- gleichmäßige Patina
- schwärzt Klinge
- lange Einwirkzeit (kalt: 5+ Stunden)
- brachte bei mir die besten Ergebnisse
Zitronen
Zitronen, Zitronensaft, Limetten oder auch Orangen eignen sich ebenfalls gut zum Brünieren. Bei Zitronensaft geht man wie beim oben beschriebenen Orangensaft vor. Allerdings kann das Brünieren mit Zitronensaft unter Umständen länger dauern und die Klinge wird nicht so dunkel wie mit Orangensaft. Trotzdem bekommt man mit Zitronensaft eine schöne gleichmäßige Patina hin.
Wer eine gewollt ungleichmäßige Patina haben will, kann die Messerklinge direkt in eine oder mehrere aneinandergereihte Zitronen, Limetten oder Orangen stecken und das Messer über mehrere Stunden bzw. über Nacht brünieren. Die unterschiedliche Konsistenz des Fruchtfleisches verleiht der Klinge eine ganz eigene ungleichmäßige Patina.
- je nach Wunsch, kann die Patina gleichmäßig oder ungleichmäßig sein
- lange Einwirkzeit (kalt: 3-5 Stunden und länger)
Senf
Senf eignet sich hervorragend, um eine individuelle Patina mit Muster zu erzeugen. Beim Senf sollten sie allerdings drauf achten, dass Essig/Branntweinessig enthalten ist. Sie können entweder das ganze Messer ausschließlich mit Senf brünieren, indem sie die Klinge vollständig damit einreiben. Dadurch erhält man ein sehr interessantes ungleichmäßiges Muster. Die zweite Möglichkeit ist, ein bereits brüniertes Messer teilweise mit Senf zu bestreichen.
Wenn sie das Messer nur teilweise bestreichen, können sie es entweder beklecksen oder dem Messer ein Tigermuster verpassen. Dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Beim Brünieren mit Senf ist es wichtig, dass der Senf nur hauchdünn aufgetragen wird. Je dicker die Senfschicht, desto langsamer oxidiert das Metall. Daher ist beim Brünieren mit Senf weniger mehr. Zum Verteilen des Senfes kann man beispielsweise Wattestäbchen verwenden.
Meine Erfahrung mit Senf
In meinem ersten Versuch mit Senf, habe ich die ganze Klinge mit Senf bestrichen. Obwohl ich den Senf hauchdünn aufgetragen habe, wurden einigen Stellen deutlich dunkler als andere Stellen. Auch wenn es so aussieht, sind die dunklen Stellen nicht rostig.
Ich habe den Senf ca. 5 Stunden auf der Klinge gelassen. Ich werde die Klinge noch einmal mit Send bestreichen, diesmal allerdings nicht flächendeckend und auch nicht so lange. Vielleicht wird das Ergebnis dann besser.
- ungleichmäßige Patina
- mittlere bis lange Einwirkzeit (2-6 Stunden)
Kaffee
Kaffee ist eine sehr schwache Säure, weshalb das Brünieren selbst mit heißem Kaffee lange dauert. Trotzdem wird Kaffee aber dennoch relativ häufig zum Brünieren verwendet, vermutlich weil er in fast jedem Haushalt vorhanden ist. Zum Brünieren können sie entweder den normalen Haushaltskaffee verwenden oder wenn sie Messer öfter mit Kaffee brünieren, günstigen Instant Kaffee verwenden.
Meine Erfahrung mit Kaffee
Insgesamt ist Kaffee kein schlechtes Brüniermittel. Die Klinge wurde mehr oder weniger gleichmäßig schwarz, allerdings nicht so dunkel wie mit Essig oder Orangensaft. Außerdem hatte die Klinge einen grünlich/bläulichen Stich.
Ich habe die Klinge etwa 7-8 Stunden im Kaffee gelassen.
- mittelgute Ergebnisse mit relativ gleichmäßiger Patina
- die Klinge hat einen grünlich/bläulichen Stich
- lange Einwirkzeit (heiß 3-5 Stunden)
Bier
Ebenfalls in vielen Haushalten vorhanden, eignet sich Bier zum Erzeugen einer Patina besser als Kaffee. Bier ist ebenfalls wie Kaffee eine recht schwache Säure.
Die Patina wird zwar nicht vollkommen gleichmäßig, aber die Klinge wird relativ dunkle Klinge.
Meine Erfahrung mit Bier
Beim Bier habe ich mir etwas mehr erhofft. Bei meiner Recherche, habe ich gelesen, dass Bier Carbonstahl gut schwärzt. Die Klinge war auch recht dunkel, allerdings nicht sehr gleichmäßig. Teilweise lag es am Schaum, aber vielleicht lag es auch an der Biersorte.
Die Ergebnisse waren ok, aber zum Brünieren würde ich persönlich in Zukunft eher etwas anderes verwenden.
- mittlere bis gute Ergebnisse
- Schwärzung der Klinge
- lange Einwirkzeit (3-5 Stunden)
Messerklingen Ätzen
Die oben genannten Hausmittel erfüllen zwar ihren Job, liefern aber oftmals nur mittelmäßige Ergebnisse. Säuren wie Eisen(III)-chlorid und Salzsäure liefern schnellere und bessere Ergebnisse als die oben genannten Hausmittel. Allerdings muss man beim Ätzen viel vorsichtiger vorgehen. Die Klinge darf nicht zu lange in der Säure baden, da sonst die Oberfläche von der Säure zerfressen und rau wird. Außerdem sollten sie bestimmte Sicherheitsvorkehrungen treffen, damit alles glatt läuft.
- immer Schutzbrille* tragen
- Hautkontakt vermeiden, Handschuhe tragen
- Eisen(III)-chlorid und Salzsäure NICHT erhitzen
- die Ätzung immer in gut belüfteten Räumen oder an der frischen Luft durchführen
- zum Ätzen ausschließlich Glas- oder Plastikbehälter verwenden, die nicht mit der Säure reagieren
Wer Messer mit beweglichen Teilen verätzt, sollte immer darauf achten, dass die beweglichen Teile bei der Ätzung geschützt sind. Am einfachsten geht dies mit Nagellack. Einfach die Partien die nicht geätzt werden sollen großzügig mit Nagellack abdecken. Macht man dies nicht, kann es sein, dass das Messer nach dem Ätzen Funktionseinbußen erleidet, da es sich nicht mehr so gut öffnen lässt. Nach der Ätzung kann der Nagellack mit Nagellackentferner entfernt werden.
Eisen(III)-chlorid
Eisen(III)-chlorid liefert wohl die besten Ergebnisse, um Messerklingen zu schwärzen und eine gleichmäßig dunkle Patina zu erzeugen. Es ist die Säure, die sehr häufig von Profis zum Ätzen verwendet wird. Es gibt verschiedene Herangehensweisen, wie man die Messer am besten ätzt. Einige bevorzugen mehrmaliges kurzes eintauchen, andere bevorzugen einen langen Durchgang. Beide Methoden bringen sehr ähnliche Ergebnisse, aber ich bevorzuge der Einfachheit halber einen langen Tauchgang.
- Eisen (III)-chlorid (im Baumarkt oder bei Amazon)
- Glas- oder Plastikbehälter
- Schutzbrille
- Handschuhe
- Natron (Natriumcarbonat) oder Backpulver zum neutralisieren der Säure
Anleitung
Das folgende Video veranschaulicht gut, wie sie richtig mit Eisen (III)-chlorid ätzen.
Immer zuerst das Wasser in den Behälter geben und dann die Säure beimischen und nicht umgekehrt
- Das Eisen (III)-chlorid in eine 10%ige Lösung verdünnen und in einen Glas- oder Plastikbehälter gießen. Bei einer 40%igen Lösung verwenden sie ein Mischverhältnis von 1:4 (1 Teil Eisen(III)-chlorid und 3 Teile Wasser
- Die Klinge vorher wie oben beschrieben mit Lösungsmittel reinigen, sodass alle Fettrückstände entfernt werden
- Die Klinge für 10 Minuten in die Lösung tauchen
- Danach die Klinge herausnehmen und in die Natronlösung tauchen, damit die Säure neutralisiert wird. Das Verhältnis der Natronlösung ist nicht besonders wichtig, sie muss lediglich die Säure neutralisieren. Hier können sie beispielsweise auf 1 Liter Wasser, 2-3 EL Natron oder auch 1-2 Packungen Backpulver verwenden
- Die Klinge gründlich abwischen, abtrocknen und reinigen. Geht zu viel von der Patina ab oder ist das Ergebnis nicht wie gewünscht, können sie die Klinge erneut ein oder mehrere Male für 5 Minuten eintauchen bis das gewünschte Ergebnis erzielt ist
- Hat sich dennoch eine unebene Patina gebildet, können sie die Klinge mit feiner Stahlwolle (0000) abschleifen. Die Stahlwolle schleift lösliche Teile der Patina ab, ohne die Patina selbst zu entfernen. Dadurch wird die Patina gleichmäßiger
- Zum Schluss mit Ballistol, Kamelienöl oder Pflanzenöl (Raps, Sonnenblumen) einölen
Wird die neutralisierende Natronlösung auf 70°-80°C erhitzt, haftet die Patina besser und sie müssen nicht so häufig Ätzen.
Salzsäure
Die Salzsäure dringt zwar tiefer in den Stahl als Eisen(III)-oxid, schwärzt die Klinge aber nicht so gut. Wer eher eine graue matte Patina haben will, kann einen Versuch mit Salzsäure starten.
Salzsäure liefert zwar ebenfalls gute Ergebnisse, ist aber etwas problematischer als Eisen(III)-chlorid. Beim Umgang mit Salzsäure entstehen teilweise starke Dämpfe. Daher sollten sie Salzsäure nur in einem sehr gut belüfteten Raum oder am besten draußen verwenden. Die Dämpfe können die Atemwege und Schleimhäute reizen, aber auch Metall in der Umgebung zum Rosten bringen. Zusätzlich können die Dämpfe den Griff beschädigen oder den zum Schutz aufgetragenen Nagellack entfernen.
Daher würde ich Salzsäure nur für Messer empfehlen, bei denen der Griff entfernt werden kann und die keine beweglichen Teile besitzen.
- Salzsäure (im Baumarkt oder relativ günstig bei Amazon)
- Glas- oder Plastikbehälter
- Schutzbrille
- Handschuhe
- Natron (Natriumcarbonat) zum Neutralisieren der Säure
Anleitung
- Die Salzsäure mit Wasser verdünnen, sodass eine 5-10%ige Lösung entsteht. Bei Salzsäure lieber mit einer niedrigeren Konzentration anfangen, damit weniger Dämpfe entstehen. Bei 30%iger Salzsäure mischt man 1 Teil Salzsäure mit 2 Teilen Wasser um eine 10%iger Lösung zu bekommen. Für eine 5%ige Lösung mischt man 1 Teil Salzsäure, mit 5 Teilen Wasser
- Die Klinge vorher mit Alkohol reinigen, der Griff und mögliche bewegliche Teile gut schützen
- Die Klinge für 10-20 Minuten in die Lösung tauchen und zwischendurch immer wieder kontrollieren. Danach die Patina reinigen und kontrollieren, wie viel nach der Reinigung auf der Klinge verbleibt. Geht der Oxidierungsprozess zu langsam voran, können sie etwas mehr Salzsäure hinzugeben und die Klinge erneut für 10-15 Minuten in die Salzsäure tauchen
- Haben sie die gewünschte Patina erreicht, neutralisieren sie das Messer in der Natronlösung (1-2 EL Natron auf 1 Liter Wasser) und reinigen die Klinge, bis keine Patina mehr abgeht. Das Messer danach abtrocknen
- Zum Schluss die Klinge einölen (Ballistol, Kamelienöl, Pflanzenöl wie Sonnenblumen oder Raps)
Von beiden Ätzmethoden würde ich definitiv das Eisen (III)-chlorid empfehlen. Das Eisen (III)-chlorid ist einfacher in der Handhabung, liefert bessere Ergebnisse und färbt die Klinge tief dunkel oder schwarz.
Nagellack zum Schutz vor Säure
Wer mit Eisen (III)-chlorid und Salzsäure arbeitet, kann bestimmte Teile des Messers nicht nur mit Nagellack schützen, sondern auch Muster auf der Klinge erzeugen. Dort wo der Nagellack aufgetragen wird, wird der Stahl nicht geätzt, d.h. diese Stellen bleiben hell. Um abstrakte Muster zu erzeugen, können Teile der Klinge mit dem Nagellack entweder beträufeln oder bemalt werden. Allerdings sollten die Muster relativ einfach gehalten werden.
Sie tragen den Nagellack einfach auf die Klinge auf, nachdem die Klinge bereits mit Lösungsmittel gereinigt wurde. Danach trocknen lassen und in die Säure eintauchen.
Wer mit Salzsäure ätzt, sollte den Nagellack 1-2 Tage trocknen lassen, da frisch getrockneter Nagellack sonst von der Salzsäure aufgelöst wird.
- Die Klinge zuerst mit Lösungsmittel säubern
- Das gewünschte Muster mit Nagellack auf die mit Alkohol gesäuberte Klinge malen
- Das Messer wie oben beschrieben ätzen
- Nach der Ätzung mit Natronlösung neutralisieren
- Den Nagellack mit Nagellackentferner entfernen
- Die Klinge säubern und trocknen
- Mit Öl einreiben
Zusammenfassung
Die oben genannten Tipps sollen nur eine Hilfestellung bieten. Da jedes Messer anders reagiert entstehen häufig trotz genauer Anleitung unterschiedliche Ergebnisse. Daher würde ich am besten verschiedene Methoden ausprobieren und schauen, welche Methode am besten für ihr Messer geeignet ist.
Bei meinem Test mit Hausmitteln, hat mir persönlich der Orangensaft am besten gefallen, gefolgt vom Essig.
Dominic Groblewski
Seit über 15 Jahren leidenschaftlicher Hobbykoch, Messerliebhaber und der Autor hinter Messer Mojo. Zusätzlich biete ich hochwertige Messer & Zubehör in meinem Online Shop an.
Hallo,
Ich steh in meiner kleinen Werkstatt und kann es gar nicht fassen. So eine feine Pattina wie mit O-Saft habe ich noch nie hinbekommen. Dafür erst mal vielen Dank für den Artikel. Bin gerade dabei mein neues Messer Ka-bar Bk2 etwas zu individualisieren. Ich wollte eigentlich Eisen 3 Chlorid ausprobieren. Habe wieder einiges dazu gelernt. Dafür vielen Dank. LG Michael
Hallo Michael,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ich freue mich dass dir das Ergebnis gefällt.
Die O-Saft Patina ist vermutlich nicht so beständig wie die aus Eisen 3 Chlorid, deshalb musst du das/die Messer vermutlich öfter brünieren.
Hallo,
ich habe mir ein selbstgemachtes Messer aus weichem Damaststahl aus polen gekauft und wollte es proffesionell schleifen lassen. Nun hat der Schleifer auch das Messer verjüngt und große Teile der Patina abgeschliffen. Bekomme ich diese Patina dur das Eisen3chlorid wieder hin oder muss ich es anders machen?
Danke Andreas
Hi Andreas,
du solltest die Patina ganz normal wieder hinbekommen. Ob du es mit Eisen-3-Chlorid machst oder irgendeiner andere Säure bleibt dir überlassen.
Hallo,
Wie haltbar ist die Patina aus O-Saft? Ich habe mir ein Messer zum Kochen gemacht und möchte es gerne schwärzen.
Geht die Patina dann einfach ab oder wird sie nur blasser? Oder direkt lieber mit Eisen-III-Chlorid versuchen?
Gruß Tim
Hi Tim,
leider ist eine Patina mit Hausmitteln nicht sonderlich haltbar, wenn man mit so einem Messer Essen zubereitet. Die Säuren aus dem Essen und das Waschen verändern die Patina, d.h. die Patina wird mit der Zeit ungleichmäßig und geht vermutlich auch teilweise ab. Wenn du ein Hausmittel nutzen willst, dann kannst du Senf ausprobieren. Die Senf Patina wird automatisch ungleichmäßig (einige mögen diesen Look) und man kann so eine Patina absichtlich ungleichmäßig machen, damit es später nicht so auffällt.
Profis nutzen praktisch immer Säuren zum Brünieren, deshalb würde ich definitiv zu Eisen III Chlorid tendieren. Leider wird sich die Patina auch hier durch den Gebrauch verändern, was bedeutet, dass eine Eisen III Chlorid Patina mit der Zeit ungleichmäßig wird. Allerdings dringt die Säure deutlich tiefer ins Metall, was die Patina haltbarer macht.
Wenn du eine langanhaltende gleichmäßige schwarze Patina haben möchtest, dann könnte Diamond Like Carbon Coating (DLC) eine Option für dich sein. Diese Beschichtung bietet den besten Schutz vor Rost und bleibt gleichmäßig.
Hier ist ein kurzes Video:
https://www.youtube.com/watch?v=at6mFZTDOg0
Diese Option ist zwar die teuerste, aber auch die beste. Ich muss dazu noch einen Artikel schreiben.
Gruß
Hallo Dominic,
werde mir den Herder Santoku (Carbonstahl) von Windmühlenmesser kaufen und vor der ersten Benutzung darauf nach deiner Eisen(III)-chlorid-Methode eine Patinaschicht aufbringen und bei der Suche wo is das Eisen(III)-chlorid günstig kaufen kann, bin ich auf Ballistol Schnellbrünierung gestoßen, einige Youtube-Video angeschaut … schein bei Waffen und Messern sehr gut zu funktionieren.
Hast du in dieser Richtung Erfahrung?
Ist die Option von Ballistol langlebiger als einer deiner aufgelisteten Methoden?
Eine letzte Frage, egal mit welcher Methode man sein Santoku aus Carbonstahl brüniert oder ätzt, die Klinge (wo man schneidet) müsste doch am Ende
a) nur poliert werden
oder
b) geschliffen und poliert werden
oder
c) doch nicht? … d.h. es würde dann bedeuten, dass Brünieren/Ätzen die Schärfe des Messers (gar) nicht beeinträchtigt
Falls man es doch polieren u/o auch noch schleifen müsste, dann wäre nur dieser Teil der Gesamtklinge danach un-patiniert oder anders gesagt patiniert sich selber durch schneiden von säurehaltigen Lebensmittel : Richtig?
Danke für Feedback im Voraus.
Viele Grüße,
Cetin
Hi Cetin,
ich habe mir ein Video angeschaut, in dem das Messer mit Ballistol Schnellbrünierung geätzt wurde.
Ich persönlich habe keine Erfahrung damit, allerdings schätze ich, dass die Patina beim Schneiden von Lebensmittel ziemlich schnell uneben wird. Ich vermute, dass Eisen(III)-chlorid besser ist und es wird auch am häufigsten von Profis benutzt. Daher würde ich persönlich zum Eisen(III)-chlorid tendieren.
Zur anderen Frage:
Säure kann sich vor allem bei längerem und wiederholtem Einwirken negativ auf die Schärfe auswirken, beim Brünieren ist der Unterschied jedoch minimal und zu vernachlässigen. Daher solltest du die Klinge nach dem Brünieren einfach mit Wasser und einem Küchentuch säubern.
Ich bin nicht sicher, was du mit Polieren meinst, aber alles was nach dem Brünieren abrasiv wirkt wie z.B. Schleifpapier, wird die Patina zumindest teilweise wieder entfernen und das will man eigentlich nicht.
Falls noch etwas unklar ist, kannst du wie immer erneut fragen.
Gruß
Dominic
Hi Cetin,
ich habe mir ein Video angeschaut, in dem das Messer mit Ballistol Schnellbrünierung geätzt wurde.
Ich persönlich habe keine Erfahrung damit, allerdings schätze ich, dass die Patina beim Schneiden von Lebensmittel ziemlich schnell uneben wird. Ich vermute, dass Eisen(III)-chlorid besser ist und es wird auch am häufigsten von Profis benutzt. Daher würde ich persönlich zum Eisen(III)-chlorid tendieren.
Zur anderen Frage:
Säure kann sich vor allem bei längerem und wiederholtem Einwirken negativ auf die Schärfe auswirken, beim Brünieren ist der Unterschied jedoch minimal und zu vernachlässigen. Daher solltest du die Klinge nach dem Brünieren einfach mit Wasser und einem Küchentuch säubern.
Ich bin nicht sicher, was du mit Polieren meinst, aber alles was nach dem Brünieren abrasiv wirkt wie z.B. Schleifpapier, wird die Patina zumindest teilweise wieder entfernen und das will man eigentlich nicht.
Falls noch etwas unklar ist, kannst du wie immer erneut fragen.
Gruß
Dominic