Hirnholz oder Längsholz Schneidebrett – Vorteile & Unterschiede
- Von Dominic Groblewski
- Zuletzt aktualisiert: Februar 3, 2023
In diesem Artikel erfahren Sie was Stirnholz und Längsholz ist, wie sich die beiden Hölzer unterscheiden und welche Vor- und Nachteile die jeweiligen Schnitte besitzen.
Inhaltsverzeichnis
Bei der Auswahl eines Holzschneidebretts spielt die Anordnung des Holzes eine entscheidende Rolle. Je nachdem, wie das Holz geschnitten wurde bzw. angeordnet ist, ergeben sich unterschiedliche Vor- & Nachteile. Holzschneidebretter können entweder aus Längsholz oder aus Stirnholz (auch Hirnholz oder Kofholz genannt) bestehen.
Was ist Längsholz?
Längsholz ist nichts anderes, als entlang der Faser geschnittenes Holz. Schneidebretter aus Längsholz können entweder aus mehreren zusammengeleimten Stücken bestehen oder aus einem einzigen Stück.
Besteht ein Längsholz-Schneidebrett aus nur einem Stück, dann ist die Gefahr größer, dass es irgendwann verzieht.
Was ist Hirnholz/Stirnholz/Kopfholz?
Stirnholz ist quer zur Faser geschnittenes Holz. Wird das Schneidebrett aus Stirnholz hergestellt, werden die quer zur Faser geschnitten Holzteile in kleine Würfel geschnitten und nebeneinandergelegt. Diese Würfel können alle gleichgroß sein, unterschiedliche Größen besitzen oder im Mosaikmuster hergestellt werden.
Diese Holzwürfelstücke werden dann mit der offenen Faser nach oben aneinandergeleimt, geschliffen und dann geölt.
Die folgende Holzgrafik soll verdeutlichen, worauf das Messer letztendlich schneidet.
Welche Unterschiede ergeben sich daraus?
Dadurch, dass die Fasern einmal nach länglich verlaufen (Längsholz) und einmal offen sind und nach oben zeigen (Stirnholz), verhält sich das Holz unterschiedlich:
Gewicht und Dicke
Schneidebretter aus Längsholz sind in der Regel dünner und leichter als Schneidebretter aus Hirnholz. Für manche mögen leichte Schneidebretter vorteilhaft sein, in der Regel ist es allerdings besser, wenn ein Schneidebrett schwer & massiv ist, damit es beim Schneiden nicht verrutscht und sicher steht. Das höhere Gewicht von Hirnholz Schneidebrettern ist auch bei Hackblöcken sehr vorteilhaft.
Daher haben Schneidebretter aus Hirnholz hier einen leichten Vorteil, da sie dicker sind und somit ein gewisses Gewicht mit sich bringen um standfest zu sein.
Egal ob Längs- oder Stirnholz ich würde immer Schneidebretter mit Gummi- oder Silikonfüßen empfehlen. Dadurch steht es sicherer, verrutscht nicht und trocknet nach Benutzung überall gleichmäßig, auch auf der Unterseite.
Haltbarkeit
Egal ob Hirnholz oder Längsholz – bei richtiger Pflege halten Holzschneidebretter jahrzehntelang. Wie man sie richtig pflegt, erkläre ich in diesem Artikel.
Allerdings neigt Längsholz dazu, sich mit der Zeit zu verziehen, selbst wenn das Holz richtig gepflegt wird. Hirnholz verzieht in der Regel nicht so leicht und schon gar nicht bei richtiger Pflege.
Daher hat Hirnholz auch hier einen leichten Vorteil.
Pflege
Wie häufig Schneidebretter eingeölt werden müssen, hängt einerseits vom Holz ab und wie häufig/intensiv sie benutzt werden. Bei gleicher Nutzung und demselben Holz haben Schneidebretter aus Stirnholz die Nase vorn. Dadurch, dass die Poren des Hirnholzes offen liegen, können sie mehr Öl aufnehmen und das Öl dringt tiefer in das Holz ein.
Dadurch müssen Schneidebretter aus Stirnholz seltener geölt werden.
Abschleifen/Erneuern
Jedes Holz lässt sich abschleifen und erneuern. Insgesamt lässt sich Hirnholz einfacher abschleifen und die Ergebnisse sind besser, sodass es danach wieder aussieht wie neu. Schneidebretter aus Längsholz können zwar auch abgeschliffen und erneuert werden, aber es ist etwas mühsamer und liefert oftmals nicht so gute Ergebnisse. Besonders wenn die Schnittspuren tief sind.
Ich schleife mein Stirnholz Schneidebrett ca. 1 mal im Jahr ab und entferne alle Schnittspuren, sodass es wieder wie neu aussieht. Das ist einer der Gründe, weshalb ich Schneidebretter aus Stirnholz so liebe. Den ganzen Artikel, wie ich mein Schneidebrett abgeschliffen habe, gibt es hier.
Schnittspuren
Hier hat Hirnholz einen großen Vorteil. Schnittspuren sind weniger sichtbar und entstehen auch nicht so schnell wie bei Schneidebrettern aus Längsholz. Dadurch dass man bei Hirnholz in die offenen Fasern schneidet, haben diese die Möglichkeit sich wieder zu schließen bzw. zu regenerieren. Um dies zu verdeutlichen, habe ich zwei Grafiken erstellt.
Bei Stirnholz schneidet das Messer quasi in die offenen Poren hinein. Dadurch werden die Holzfasern nicht zerschnitten, sondern lediglich zur Seite weggedrängt. Das hat den Vorteil, dass Schnittspuren langsamer entstehen und nicht so tief sind, wie bei Längsholz.
Bei Längsholz schneidet das Messer in die länglichen Fasern und zertrennt sie. Deshalb können sich die Fasern bei Längsholz nicht regenerieren, wie bei Stirnholz. Deshalb entstehen Schnittspuren bei Längsholz schneller, sind besser zu sehen und sind tiefer, als bei Stirnholz.
Schnitthaltigkeit
Wenn es um die Schnitthaltigkeit geht, ist Holz generell eines der besten Materialien für Schneidebretter. Besonders wenn Schneidebretter aus dem richtigen Holz gemacht sind.
Im direkten Vergleich, gewinnt jedoch Hirnholz, da es sanfter zur Klinge ist und die Messer deshalb länger scharf bleiben.
Herstellung und Kosten
Die Herstellung von Schneidebretter aus Längsholz ist deutlich einfacher und günstiger, als die von Hirnholz Schneidebrettern. Das ist wohl auch der Grund, weshalb Schneidebretter aus Längsholz beliebter sind.
Daher eignen sich Schneidebretter aus Längsholz besonders für Menschen mit einem begrenzten Budget. Hirnholz ist zwar teurer und aufwändiger, aber die Vorteile überwiegen deutlich.
Aussehen und Muster
Bei Längsholz sind die Möglichkeiten eher begrenzt, was das Aussehen angeht. Man kann entweder ein Holz mit einer schönen Maserung auswählen oder ein Schneidebrett aus mehreren verschiedenen Hölzarten auswählen.
Stirnholz Schneidebretter werden aus Würfeln gebaut. Hier kann man alle möglichen Muster und Variationen erstellen. Allerdings ist ein Schneidebrett mit einem komplexen Muster deutlich teurer, da es mehr Aufwand ist, es herzustellen.
Kriterien wie das Aussehen sind natürlich eher subjektiv, was die Variationsmöglichkeiten angeht, hat das Stirnholz die Nase vorn.
Vor- und Nachteile auf einen Blick
Fazit
Stirnholz ist in fast allen Bereichen besser als Längsholz. Es ist schonender zur Klinge, Schnittspuren entstehen deutlich langsamer und es kann besser abgeschliffen werden, sodass Schneidebretter aus Stirnholz auch nach Jahren noch so aussehen können, wie neu.
Leider ist der relativ hohe Preis oftmals ein Hindernis, weshalb die meisten Menschen lieber auf normale Schneidebretter aus Längsholz zurückgreifen.
Wer teure Messer besitzt und für sie nur das beste will, der sollte definitiv ein Schneidebrett aus Hirnholz kaufen. Hirnholz muss nicht unbedingt teuer sein und für 70-150 Euro bekommt man schon gute Schneidebretter aus Stirnholz.
Wer ein sehr begrenztes Budget hat, kann entweder sparen oder sich ein günstiges & gutes Schneidebrett aus Längsholz kaufen.
Dominic Groblewski
Seit über 15 Jahren leidenschaftlicher Hobbykoch, Messerliebhaber und der Autor hinter Messer Mojo. Zusätzlich biete ich hochwertige Messer & Zubehör in meinem Online Shop an.
Hallo Herr Groblewski,
habe Ihre verschiedenen Artikel zu Messern, Schneidebrettern und Pflege mit großem Interesse und Vergnügen gelesen. Endlich mal jemand, der aus eigenem Interesse, eigener Erfahrung und Praxis heraus schnell auf den Punkt kommt und nicht ewig drumherum schwafelt. Besonders gut und überzeugt hat mich die Transparenz Ihrer Darstellung, besonders, dass Sie den Mut hatten, auch auf eigene Fehler hinzuweisen. Das ehrt Sie.
Ich bin zwar nur eine Hobby-Köchin mit wenig Zeit, kann aber Vieles von dem, was Sie geschrieben haben, bestätigen: Meine Messerausstattung besteht mittlerweile aus Wüsthof Classic Kochmesser mit 20er und 16er Klinge (habe sehr kleine Hände, mein Lieblingsmesser), Brotmesser, Schinkenmesser, Gemüsemesser und Wetzstab, einem Zwilling Pro Santoku (das lieben meine koreanischen Freundinnen), sowie Schneidebretter aus Eiche, sowohl Längs- wie Hirnholz. Besonders an Wüsthof mag ich die Verdickung am Schaft, was das Schneiden wirklich sicherer macht. Selbstverständlich kommen meine Küchenmesser nicht in die Spülmaschine!
Ich hatte die Gefährlichkeit der (scheinbar) billigen Messer bestehend aus instabiler, brüchiger Klinge verbunden mit schnellem Stumpfwerden satt, wobei zwei kleine billige Messerchen meiner Oma noch immer sehr gute Dienste bei Obst, kleinen Zwiebeln und Knoblauch tun. Ein Freund (und sehr guter Hoobykoch) von mir hatte sich mal ein Tupperware Messerset zugelegt – überteuert, instabil, fürchterlich scharf (immerhin für sehr lange Zeit) und sehr gefährlich. Davor können Sie gerne ausdrücklich warnen, bzw. wenn Sie der Leichtsinn und Mut packt, diese mal selbst ausprobieren und dann in Ihrem Blog berichten…
Plastik stehe ich wegen der Mikroplastik-Gefahr inzwischen sehr skeptisch gegenüber. Und ja, Stein, Glas, Metall und Bambus sind fürchterlich, sowohl für die Messer als auch für die Ohren. Beim Holz teile ich ebenfalls Ihre Erfahrungen. Danke übrigens für den Tipp mit dem äußerst feinen Schleifpapier. Das werde ich das nächste Mal ausprobieren, nicht nur mit einem 120er drüber gehen.
Eine Anmerkung zu Ihrer Leinöl-Schilderung: Damit hatte ich einst das von mir restaurierte Möbel meiner Oma am Schluss eingelassen. Reines Leinöl ist viel zu dick und klebrig. Deshalb ist das Mischen mit Terpentinersatz unbedingt anzuraten. Und, wie Sie sagen: dünn auftragen, dafür ggf. besser mehrmals. Zudem: Ersatz, nicht echtes Terpentin. Echtes Terpentin ist feuergefährlich und m.E. nicht für den Lebensmittelbereich geeignet. Außerdem: Mineralöl…? Das wird doch inzwischen im Lebensmittel- und Kosmetik-Bereich als gesundheitsschädlich, zumindest bedenklich angesehen. Daher halte ich lebensmittelechtes Mineralöl für eine Mär.
Desweiteren: Ihre Skepsis gegenüber Speiseölen kann ich nicht teilen: Bisher habe ich mit Rapsöl sehr gute Erfahrungen gemacht. Olivenöl, das stimmt, nehme ich auch nicht gerne.
Insgesamt jedoch Fazit: Wirklich klasse Erfahrungsberichte und Informationen! Danke für Ihr Engagement! Weiter so!
Hallo Esther,
vielen Dank für das ausführliche Feedback. Ich freue mich sehr, wenn ich mit meinen Artikeln anderen Menschen helfen kann.
Ich kann natürlich nicht alles selber testen was ich schreibe, daher recherchiere ich ausführlich und richte mich oftmals nach Meinungen von erfahrenen Nutzern oder Experten.
Ich bin selber auch kein Fan von lebensmittelechtem Mineralöl, aber der Großteil der erfahrenen Nutzer empfiehlt es weiterhin. Ich werde aber mal in diese Richtung recherchieren und schauen, was ich herausfinde.
Bei Speiseölen habe ich natürlich nicht jedes Öl selbst getestet und habe hier wieder auf andere Meinungen zurückgegriffen, die generell von Speiseölen abraten, weil sie im Holz ranzig werden können. Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob und inwiefern Rapsöl dazuzählt. Ausnahmen gibt es bekanntlich immer.
Ich versuche mich ebenfalls in verschiedene Leser hineinzuversetzen. D.h. ich bin z.B. kein Fan von Plastikschneidebrettern, empfehle sie aber trotzdem, weil es Menschen gibt, die einfach Plastik bevorzugen. Daher versuche ich dann zumindest ein verhältnismäßig gutes Produkt zu empfehlen, auch wenn ich es selbst nicht unbedingt nutzen würde.
Ich finde dein (Ich hoffe es ist ok, wenn ich dich duze) ausführliches Feedback extrem klasse und konnte es nicht nicht veröffentlichen. Natürlich habe ich alles angepasst.
Gruß
Dominic
Hallo Herr Groblewski,
danke für Ihre interessanten Artikel. Aber schreiben Sie doch im obigen Artikel ‚zusammengeleimt‘ statt ‚zusammengeklebt‘. Holz wird verleimt und nicht geklebt.
Schöne Grüße,
Sepp
Hi Sepp,
vielen Dank für das Feedback.
Stimmt, zusammengeleimt ist das richtige Wort.
Gruß
Dominic
Hallo Dominik,
weiter unten erschein nochmal der gleiche Fehler.
Diese Holzwürfelstücke werden dann mit der offenen Faser nach oben aneinandergeklebt, geschliffen und dann geölt.
Gruß, Sepp
Hi Sepp,
jetzt sollte alles stimmen.
Der Artikel ist schon etwas älter und obwohl ich weiß, dass Leim verwendet wird, hab ich vermutlich einfach nicht auf die Wortwahl geachtet.
Gruß
Dominic
Hallo,
ich bin absolut begeistert und werde heute noch zum Fan von dir 😀
Wie bereits in einem anderen Artikel kommentiert, habe ich selber auch ein Stirnholz Schneidebrett aus Eiche und liebe es einfach! Eine Frage hätte ich allerdings..
In vielen Shops werden Brettfüße oder sogenannte Multistopper angeboten. Wie stehst du dazu? Ein Stirnholz Brett muss doch immer von beiden Seiten benutzt werden, da es sich verziehen kann oder? Also wären diese Multistopper doch eigentlich von Vorteil?
Liebe Grüße und freue mich auf eine Antwort 🙂
Hi Ida,
danke für deinen Kommentar.
Brettfüße sind meiner Meinung nach wichtig, damit das Brett sowohl von oben, als auch von unten gut trocknen kann. Wenn das Holz nur auf einer Seite trocknen würde (wie es manchmal bei Brettern ohne Füßen der Fall sein kann), ist die Gefahr des Verziehens deutlich größer (vor allem auch bei Längsholz Schneidebrettern)
Wenn das Brett nur auf einer Seite genutzt wird, dann hat es erstmal keinen Nachteil. Wichtig ist jedoch, dass das Schneidebrett nicht allzu dünn ist (normalerweise ist das fast nie der Fall) und dass das Holz ab und zu eingeölt wird.
Solange ein Schneidebrett nicht über längere Zeit im Wasser einweicht und man sich sonst gut darum kümmert (z.B. regelmäßiges Einölen, ab und zu abschleifen), sollte man es ein Leben lang benutzen können.
Gruß
Dominic